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„Das Familienleben pausiert nicht.“
Junge Eltern werden konfrontiert mit einer Vielzahl an Erziehung-Strategien, Ernährungs-Optionen und Familien-Ideologien. In ihrer Fülle können diese nachweislich zu Verunsicherung führen. Mit Sigrid Fortkord, Verlagsleiterin des Kösel-Verlags und Annegret Augustin, Lektorin aus dem Bereich Leben mit Kindern, haben wir darüber gesprochen, welche Rolle heutzutage Eltern-Ratgeber spielen – speziell während der Corona-Pandemie.
Frau Fortkord, ist die Bedeutung von Eltern-Ratgebern in den vergangenen Jahren gewachsen?
Sigrid Fortkord: In erster Linie ist das Wissen gewachsen. Es gibt viele Richtlinien, viele Infos, viele neue Erkenntnisse. Gleichzeitig sind durch die Sozialen Medien aber auch die Eindrücke und Einflüsse gewachsen, die auf junge Eltern einwirken. Und diese Kombination sorgt dafür, dass die Verunsicherung steigt. Wir nehmen auf Facebook oder Instagram viele fragende, suchende Eltern wahr, die sich Antworten wünschen auf Fragen, die sie bewegen. Kurz gesagt: Ja, die Bedeutung von Eltern-Ratgebern ist gewachsen – denn ihre Inhalte geben Antworten.
Annegret Augustin: Rückwirkend gesehen täuscht es vielleicht wenn man annimmt, dass früher „alles einfacher“ war. Die Sozialen Medien geben einen Raum, der früher ja gar nicht da war. Vielleicht fanden unsere Eltern es früher auch schwer, hatten viele Fragen und waren verunsichert.
Hilft das Lesen gegen diese Verunsicherung?
Sigrid Fortkord: Viel Lesen macht manchmal nicht sicherer – im Gegenteil. Jede Familie ist anders und jede Familie gestaltet und entscheidet Dinge anders. Da sind wir wieder bei den vielen Optionen, die zu Verunsicherungen führen. Im Kösel Verlag finden Sie daher auch nicht einfach persönliche Erfahrungsberichte nach dem Motto „So ist mein Leben mit drei Kindern“. Wir bieten immer Lektüre mit einer hohen Absenderkompetenz: Wer schreibt da? Und warum ist diese Person die richtige, um genau über dieses Thema zu schreiben? Das sind wichtige Fragen, die wir uns bei der Auswahl unserer Autor*innen stellen – und natürlich bei deren Themen.
Apropos Themenauswahl: Manche Erziehungstrends schlagen einfach höhere Wellen als andere. Wie erkennen Sie im Verlag diejenigen, die wirklich Bedeutung haben?
Sigrid Fortkord: Wir scouten seit Jahren nach relevanten Themen – national und international. Oft treten Autor*innen an uns heran und schlagen uns ihre Themenideen vor. Da entwickelt man mit der Zeit ein Gefühl für die Themen, die nachhaltig etwas bewegen können. Manchmal finden wir ein Thema aber auch einfach so stark, dass wir uns selbst auf die Suche nach der oder dem passenden Autor*in machen. Und dann heben wir diesen Themenschatz gemeinsam.
Ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen kostet Zeit. Wie schaffen Sie es, immer zeitnah auf stark nachgefragte Themen zu reagieren?
Sigrid Fortkord: Das ist wahr, ein Buch ist kein schnelles Medium. Das verfeinert auch unsere Auswahl ganz automatisch: Wir nehmen nicht jedes Thema mit, lassen manchmal auch ganz bewusst die Finger von Projekten. Dafür schaffen wir dann aber auch keine Eintagsfliegen, sondern echte Klassiker und thematische Vorreiter für Familien.
Annegret Augustin: Das sieht man auch daran, dass Titel wie „Das Stillbuch“ von Lothrop oder Gaskins „Die selbstbestimmte Geburt“ Mütter schon seit Generationen begleiten. Wir setzen allerdings auch neue Themen – ich denke da an unsere „artgerecht“-Reihe von Nicola Schmidt oder an die Breifreie Ernährung: Bei Erscheinen des Buches war das ein ganz neues Thema, das gab es noch nicht überall. Heute ist es für viele Eltern vollkommen normal, ein Kind breifrei zu ernähren.
Die Aufräumexpertin Marie Kondo sagt, man soll ein Buch, nachdem man es gelesen hat, aussortieren.
Annegret Augustin: (lacht) Da muss Frau Kondo bei Kösel Büchern eine Ausnahme machen: Die wachsen mit – und werden zu richtigen Familienbegleitern.
Sigrid Fortkord: Sie sind in der Regel auch nicht nur zum Lesen da: Unsere Ratgeber bieten konkrete Übungen, inklusive Platz im Buch für eigene Antworten, Gedanken, Notizen. Sich auf diese Art mit dem Gelesenen auseinanderzusetzen, hilft Eltern dabei, viele Fragen für sich zu beantworten und zu wertvollen Erkenntnissen zu kommen.
Wie kann eine solche Erkenntnis aussehen?
Annegret Augustin: Das hängt natürlich absolut vom Thema ab. Aber um ein konkretes Beispiel zu nennen: Das Buch „So viel Freude, so viel Wut“ von Nora Imlau hat vielen Eltern eine große Last von den Schultern genommen. Es geht darin um den Begriff der Gefühlsstärke. Die Erkenntnis: Mein Kind ist nicht bockig, trotzig, schlecht erzogen oder gar „schwierig“ – sondern einfach wilder, bedürfnisstärker, fordernder, aber gleichzeitig auch feinfühliger, sensibler, verletzlicher als andere Kinder. Ein Reframing, das Eltern emotional wahnsinnig entlastet. Und wir finden: Es ist wunderbar, wenn eines unsere Bücher so etwas schaffen kann.
Sind solche Effekte gerade jetzt während der Corona-Pandemie noch wichtiger?
Annegret Augustin: Auf jeden Fall. Das Familienleben pausiert ja nicht während des Lockdowns, im Gegenteil.
Bleibt in Familien denn aktuell noch Zeit zum Lesen?
Sigrid Fortkord: Zum Glück ja. Die Menschen haben seit Ausbreitung der Pandemie weiterhin zum Buch gegriffen. Und gerade im Bereich der Lebenshilfe war die Nachfrage hoch. Die Kösel-Bücher sind so gesehen resilient und kommen gut durch die Corona-Krise.
Was alle Eltern nun natürlich wissen wollen: Was kommt als nächstes? Welcher Erziehungstrend liegt bei Ihren Lektoren schon in der Schublade?
Sigrid Fortkord: Im Herbst erscheint bei uns das Buch der Journalistin Michaeleen Doucleff, Kindern mehr zutrauen, die gemeinsam mit ihrer Tochter drei indigene Völker besucht und mit ihnen gelebt hat. Ich bin sicher: Aus diesen Erfahrungen werden viele Eltern spannende Erkenntnisse für ihr Familienleben ziehen. Und das ist es, was ein Buch „Kösel-tauglich“ macht: Es wird nicht nur etwas beschrieben. Es soll für die Leser*innen immer auch die Frage aufkommen: Was heißt das für mich? Was kann ich mit diesen Informationen machen? Das ist es, was unsere Bücher ausmacht: Wir liefern inspirierende, hilfreiche Themen, die die Leser*innen da abholen, wie sie gerade stehen. Immer auf Augenhöhe, immer mit einer hohen Absenderkompetenz …
Annegret Augustin: … um ein Familienleben zu ermöglichen, in dem es allen gutgeht. Für dieses Ziel bestärken wir die Familien.
Das ist ein wunderbares Ziel. Herzlichen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Silke Schröckert
Bild Sigrid Fortkord: © Roland Brinkmann
Bild Annegret Augustin: © Stella Boda
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