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Leere und Trauer statt Mutterglück: So ist meine Wochenbettdepression verlaufen und das hat mir geholfen
Während der Schwangerschaft mit meiner Tochter hatte ich vieles recherchiert. Ich habe vorbereitet, eingekauft, mir vorgestellt, wie ich als Mutter sein würde. Das Wochenbett malte ich mir kuschelig und rosarot aus. Wie anders alles werden sollte, realisierte ich wenige Wochen nach der Geburt. Ich fühlte mich nicht von Liebe erfüllt oder vor Glück strotzend, sondern leer und überfordert. Lange dachte ich, dass dieser Zustand normal wäre, sich von allein legen würde – und wollte nicht wahrhaben: Ich hatte eine Wochenbettdepression. Weil Offenheit und Austausch, wie ich heute weiß, am meisten helfen, möchte ich im Folgenden die Geschichte meiner Wochenbettdepression erzählen.
Willkommen im Wochenbett, oder: der Beginn meiner großen Einsamkeit
Die Geburt unserer Tochter empfand ich als überwältigend. Wow, dieses Wesen hatte mein Körper geschaffen und nun habe ich es auf die Welt gebracht? Ein Wunder! Nachdem wir aus dem Krankenhaus entlassen wurden, konnte das Abenteuer Familie beginnen. Glücklich kamen wir zuhause an und waren gleichzeitig ziemlich unsicher beim Blick auf unser kleines Baby: Das war nun also unser neues Familienmitglied, um das wir uns 24/7 kümmern sollten?!
Mein Gefühl der Erleichterung und Zufriedenheit hielt nicht lange an. Die ersten Tage war das Wochenbett in etwa so, wie ich es mir vorgestellt hatte, und wie es in Podcasts und auf Instagram dargestellt wurde. Mein Freund brachte mir Essen ans Bett, ich wollte fürs Erste keinen Besuch, die Tage verbrachte ich im Bett. Fast schleichend und ohne, dass ich es wirklich bemerkt habe, machte sich in mir ein Unwohlsein aus. Ich fühlte mich als Mutter zunehmend inkompetent und überfordert, das Versorgen meines Babys war eher etwas, das ich tun „musste“, als dass ich es genießen konnte. Anstelle von der ganz großen Mamaliebe, von der ich unzählige Male gehört und gelesen hatte, empfand ich Leere. Ich fühlte mich gefangen in meinem neuen Leben und schämte mich für meine Nicht-Gefühle.
Wenn die Traurigkeit nach einer Geburt anhält – die Symptome einer Wochenbettdepression
Dass man in den ersten Tagen nach einer Geburt emotionaler als sonst ist und viel weint, ist nicht vollkommen normal und liegt an der Hormonumstellung nach einer Schwangerschaft. Ein sogenannter Babyblues vergeht nach kurzem wieder von selbst.
Eine Wochenbettdepression, oder auch postpartale Depression, hingegen zeigt sich meist vier bis sechs Wochen nach der Geburt, kann sich aber im gesamten ersten Babyjahr entwickeln. Neben innerer Leere und Traurigkeit zählen Schlafstörungen, der Verlust von Freude, Ängste und Schuldgefühle zu den häufigsten Symptomen. Ich kam mir damals wie die einsamste Person der Welt vor. Tatsächlich ist man mit einer Wochenbettdepression aber nicht allein: Schätzungsweise zehn bis 15 Prozent aller Mütter erkranken nach einer Geburt. Wahrscheinlich ist die Zahl sogar in Wahrheit höher, denn: Eine postpartale Depression ist (wie psychische Krankheiten generell) nach wie vor ein Tabuthema. Aus Angst vor Verurteilung spricht man eher nicht darüber und spielt nach außen oft lange eine Rolle. So auch ich.
Der erste Schritt zur Besserung einer Wochenbettdepression: das (An-)Erkennen
Wenn wir in den ersten Monaten nach der Geburt unsere Familien besucht haben, spielte ich die gut gelaunte Neu-Mama, die zwar struggelte, aber insgesamt doch happy mit ihrem neuen Leben war. Vor Freundinnen zeigte ich mich ehrlicher. Aber auch hier nur in Maßen, weil ich mir selbst lange nicht eingestehen wollte, wie schlecht es mir mental ging.
Besonders herausfordernd war lange der Austausch mit Müttern, denen der Start in ihre Elternschaft vermeintlich so viel einfacher fiel als mir selbst. Die ausgeglichen wirkten und glücklich. In diesen Momenten fühlte ich mich besonders undankbar und versuchte mich anschließend selbst zu überzeugen: Wenn ich nicht alles so ernst nehme und gelassener bin, kann ich das große Glück auch bald spüren. Irgendwann gestand ich mir ein, dass meine psychische Verfassung nicht „normal“ sein kann, ich den dumpfen Schleier, in den ich mich gehüllt empfand, nicht länger akzeptieren musste. Einzusehen, dass ich Hilfe benötige, war der erste Schritt auf meinem Heilungsweg.
Die Behandlung einer Wochenbettdepression
Die ersten Schritte zur Besserung einer psychischen Erkrankung sind meiner Erfahrung nach die schwierigsten. Ich hatte lange Zeit keine Energie, einen Therapeuten oder eine Therapeutin zu suchen. Organisationen wie „Schatten & Licht“ können hierbei unterstützen und eine erste Anlaufstelle auf dem Weg aus einer postpartalen Depression sein. „Schatten & Licht“ kann zum Beispiel Kontakte zu ehemals betroffenen Müttern, Beraterinnen und Selbsthilfegruppen herstellen. Sich nicht mehr allein mit der Depression zu fühlen, macht noch nicht direkt alles wieder gut, aber es schenkt Hoffnung. Und die Gewissheit, dass man nicht allein ist.
Zunächst habe ich eine Therapie begonnen. Wichtig ist hierbei, dass man ehrlich berichtet und reflektiert – nur so kann einen die Therapeutin oder der Therapeut unterstützen. Und: Man sollte nicht zu viel von sich erwarten, sondern stattdessen milde und geduldig sein. Meine Mutterschaft hat mich mit so vielen verschiedenen Themen konfrontiert, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich meinen Weg deutlicher sehen konnte. Mir wurde irgendwann klar, dass bei mir nur Gespräche und Selbstreflektion nicht ausreichen. Ein Psychiater verschrieb mir ein leichtes Antidepressivum, das ich bis heute einnehme. Ich hätte gerne früher gewusst, dass es, wenn es nötig ist, Medikamente gibt, die man sogar einnehmen kann, wenn man stillt oder schwanger ist. Dass man nichts „aushalten“ muss. Ob eine medikamentöse Behandlung sinnvoll ist, muss immer mit einem Arzt oder einer Ärztin entschieden werden.
Was löst eine Wochenbettdepression aus?
Expert*innen gehen davon aus, dass verschiedene Aspekte Einfluss auf die Entstehung einer postpartalen Depression haben. Begünstigende Faktoren haben einen physischen, psychischen, hormonellen, biochemischen oder sozialen Ursprung. Zur Risikogruppe gehören Frauen, die schon vor der Schwangerschaft von Depressionen betroffen waren, eine Frühgeburt hatten oder ohne Partner*in und Familie sind.
In meinem Fall denke ich, dass es eine Mischung verschiedener Umstände war. Mein Partner und ich waren vor der Schwangerschaft nicht lange zusammen, hinsichtlich depressiver Erkrankungen bin ich familiär vorbelastet, die Corona-Pandemie sorgte für Ungewissheit und wir sind erst im letzten Drittel der Schwangerschaft in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Ich hatte phasenweise das Gefühl, die Kontrolle über mein Leben verloren zu haben, alles veränderte sich rasend schnell und ich fühlte mich oft unverstanden und hilflos. Heute vermute ich zudem, dass ich auch vor der Schwangerschaft depressive Phasen hatte, mich ohne Kind aber relativ gut im Außen ablenken konnte.
Kann man einer postpartalen Depression vorbeugen?
Eine gut organisierte Betreuung im Wochenbett erleichtert den Start ins Muttersein. Hilfreich kann zudem ein sensibles Umfeld sein. Also Menschen, die einem zuhören, und womöglich selbst Erfahrung mit einer Wochenbettdepression haben. Essentiell ist außerdem eine fürsorgliche und aufmerksame Nachsorgehebamme. Sofern man vermutet, an einer Wochenbettdepression zu leiden, können auch die*der Gynäkolog*in sowie Organisationen wie „Schatten & Licht“ für eine erste Orientierung sorgen.
Es ist schwer zu sagen, ob ich meine Wochenbettdepression hätte vorbeugen können. Ich denke eher, dass ich sie früher hätte behandeln können. Meine Nachsorgehebamme war leider bei jedem der wenigen Besuche kurz angebunden. Mein Partner hat schnell erkannt, dass es mir nicht gut ging. Er war aber, denke ich, selbst hilflos und vertraute darauf, dass wir es gemeinsam schaffen können. Die Nachsorge auf psychischer Ebene finde ich nach einer Geburt im Allgemeinen als unzureichend. Meiner Meinung nach gibt es zu wenig Aufklärung. Es gibt Hilfe und Angebote, man weiß nur oft nicht davon – und hat, sobald in einem Tief ist, häufig erst einmal keine Kraft, sich Informationen zu beschaffen.
Wie mein Leben nach der Wochenbettdepression ist
Meine Tochter ist heute dreieinhalb Jahre alt und ich fühle mich zufriedener denn je. Ich habe diverse Stellschrauben gedreht, nehme nach wie vor mein Medikament ein, und mache eine Körpertherapie. Wirklich geholfen hat mir letztlich ein ganzheitlicher Ansatz und ein Umdenken, was Muttersein angeht. Ich hatte (und habe manchmal bis heute) eine verklärte Ansicht, wie eine „gute Mutter“ sein sollte. Indem ich mich selbst weniger unter Druck setzte und mir klarmachte, dass ich meinen individuellen Weg als Mama finden darf, konnte ich endlich anfangen, das Leben mit meiner Tochter zu genießen.
Ich bin überzeugt davon, dass das ganze Leben eine Reise ist. So auch das Muttersein. Man verändert sich stetig weiter. Das betrachte ich heute als Geschenk. Der Start ins Elternsein war für mich schmerzhaft, gleichzeitig hat er mir viel über mich selbst offenbart und mich mit meinen persönlichen Baustellen konfrontiert. Die Wochenbettdepressionen ihre Spuren hinterlassen, vor allem in der Beziehung zu meinem Partner. Anzuerkennen, wie er sich gefühlt haben muss und warum er vielleicht so und so gehandelt hat, fiel mir lange schwer. Gespräche und Offenheit helfen auch hier. Meiner Familie und mir hätte ich meine Wochenbettdepression gern erspart. Ich weiß aber auch, dass ich nicht ändern kann, was war. Annahme ist heilsam. Es fällt mir immer leichter, die Bilder aus den ersten eineinhalb Jahren des Lebens unserer Tochter anzuschauen. Nicht auf jedem Foto war ich totunglücklich, die emotional belastenden Phasen überwiegen dennoch.
Bis heute überkommt mich ab und an eine Traurigkeit, weil ich meine Mutterrolle so lange als belastend empfand und nicht annehmen wollte. Besonders wenn ich bei Freundinnen sehe, wie schön die Zeit nach der Geburt sein kann. Ich habe immer noch Tage, an denen ich mich nicht gut fühle. Indem ich sie da sein lasse, kommt die Sonne immer wieder zurück. Wenn es eines gibt, das ich Neu-Mamas oder anderen Betroffenen weitergeben möchte: Die Liebe zu eurem Kind darf wachsen. Und: Ihr seid nicht allein. Es hat lange gedauert, bis ich über meine Wochenbettdepression offen reden – und schreiben – konnte. Wahrscheinlich kann nicht jede*r nachfühlen, was ich erlebt habe. Aber seitdem ich mich nicht mehr verstecke oder schweige, habe ich viel Gemeinschaft erfahren. Auch das ist Teil meines Heilens.
Du bist von einer Wochenbettdepression betroffen oder lebst mit einer Person zusammen, die erkrankt ist: Erste Hilfe findet man bei der*dem Gynäkolg*in. Eine weitere Anlaufstelle ist der Verein „Schatten & Licht“ (bitte verlinken: www.schatten-und-licht.de). Informationen zum Weg aus einer postpartalen Depression bekommt man ebenfalls über das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe: 0800/ 33 44 533
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